Mala Fatra / Braunauer Ländchen 2020



29.8.2020 Wir wollten schon immer mal wieder in die Slowakei fahren. Durch Corona ergab sich nun die Chance, dort ungestört vor einer Infektion, den Spätsommer zu genießen, da es zu der Zeit Corona dort praktisch nicht gab. Pünktlich 7 Uhr geht die Reise los, über Polen fahren wir in Richtung Slowakei und ohne nennenswerte Verzögerungen kommen wir gegen 16 Uhr auf dem Campingpatz "Camping Bela" bei Terchova an. Der Platz ist recht groß und naturbelassen und liegt zwischen der munter plätschernden Varinka und einer leider sehr stark befahrenen Straße. Bei 30°C im Schatten richten wir uns ein und zum Abendbrot gibt es Rostbrätel und Eier aus der Campingküche.

Camping Bela

30.8.2020  Heute brennt die Sonne schon am Morgen ziemlich heiß. Wir wandern vom Campingplatz aus los, zunächst nach Osten bis zur Zufahrt zu einer Feriensiedlung, um dann weiter oben am Nordwesthang des Varinkatals entlang den gelb markierten Wanderweg bis nach Terchova zu laufen. Ein empfehlenswerter schöner Weg über Wiesen und Weiden an alten Höfen vorbei. Leider sind die Plaumen noch nicht reif, die überall an den Bäumen hängen. Zu Mittag essen wir in Terchova im Restaurant des Kulturhauses einheimische Spezialitäten mit Brimsenkäse: Bryndzové Halušky (Brimsennockerl). Gestärkt treten wir den Rückweg zum Campngplatz an.

Alter Hof im Varinkatal

Wo immer möglich nehmen wir die Wege abseits der Hauptstraße, ab Nizne Kamence entlang des Flüsschens Varinka. Am Nachmittag erkunden wir mit dem Auto die nähere Umgebung. Bei Nezbudska Lucka laufen wir zuerst ein Stück an der Vah entlang, bevor wir den Fluß unterhalb der schönen Burgruine Strecno mit der der Autofähre überqueren. Über Zilina geht es zurück, aber wir fahren noch ein ganzes Stück nach Nordosten bis nach Zazriva, wo wir kurz vor dem Ort an dem Bach Petrovsky potok eine hübsche Gaststätte entdecken und dort zu Abend essen, noch eine slowakische Spezialität: Kartoffelknödel mit Sauerkraut und Speck (Kapustove halusky Strapacky), ähnlich den Oberlausitzer Stupperle.

Burg Strecno

31.8.2020 Ein Wetterumschwung kündigt sich an, es ist bewölkt und nicht mehr so warm. Eigentlich gutes Wanderwetter. Also fahren wir ins Vratnatal, um mit der Seilbahn die ersten 620 Höhenmeter bis zur Bergstation Chleb (1490 m üNN) zu bewältigen. Noch sind die Wolken ein Stück höher und so wandern wir erst einmal den blau markierten Wanderweg nach Westen, laufen durchs Quellgebiet der Varinka, bevor wir den steilen Anstieg zum Sedlo Bulben angehen. Dort oben ist dann allerdings dichter Nebel, aber das hält uns nicht davon ab, den roten Wanderweg bis zum Pelnik (1609 m) und von dort dann ein Stück auf dem Kamm entlang laufen, um dann später zur Bergstation abzusteigen. Leider kann man von der sicher schönen Aussicht kaum etwas sehen. Es ist auch ziemlich kalt hier oben.

Album 01 - Mala Fatra

Wanderung in Richtung Pekelnik

1.9.2020 Schon beim Aufstehen trommelt der Regen auf das Dach unseres Wohnwagens und es soll den ganzen Tag nicht aufhören. Also entschließen wir uns, die Burg Orava zu besuchen. Die mittelalterliche Burg liegt auf einer steilen Felsklippe 112 m über dem Fluss Orava in Oravský Podzámok. Eine gute Entscheidung, hier ist man zum größten Teil im Trockenen und die Burg ist wirklich sehenswert. Die Räume und das ausgestellte Mobiliar sind gut erhalten. Auf dem Rückweg zum Auto rutscht Tina auf einem nassen Gullideckel aus, was für den Rest des Urlaubs fatale Folgen haben wird. In Dolny Kubin essen wir in einer sehr rustikalen und gemütlichen Koliba zu Mittag, danach treten wir den Heimweg an.

Burg Orava

2.9.2020  Das nahe gelegene Zilina soll recht hübsch sein, aber außer einem schönem Marktplatz bietet die Stadt im Zentrum nicht viel Sehenswertes. Wir suchen ein paar Geocaches und essen am Markt zu Mittag. Dann laufen wir auf die andere Flusseite zum Schloss Budatin und wandern durch den romantischen Park. Das Schloss ist sehr schön anzusehen, leider kann man die Innenräume nicht besichtigen. Zum Glück kommt die Sonne wieder zum Vorschein und so laufen wir später noch ein ganzes Stück an der Vah entlang, bevor es zurück zum Campingplatz geht. Bei Abendsonnenschein genießen wir unsere Campingküche mit Steaks, Bratkartoffeln und einem guten Rotwein.

Album 02 - Mala Fatra

Schloss Budatin

3.9.2020 Leider ist das Wetter wieder mal nicht so doll. Wir fahren nach Sutovo und starten am Parkplatz an der Fatrankebaude bei leichtem Nieselregen eine Wanderung durch das Sutovskatal bis zum Wasserfall Sutovska, der auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Ein schöner Weg immer am Bach entlang. Auf dem Rückweg zum Parkplatz kehren wir in der sehr urigen Baude Chata Vodopad ein, wo wir uns lecker Hefeklöße mit Zimt und Zucker schmecken lassen. Da es noch recht früh ist, unternehmen wir noch eine Autotour in die Beskiden, machen einen Abstecher zur Kysucko-oravská lesná železnica, einer historischen schmalspurigen Waldbahn im Norden der Slowakei. Vom Bahnhof Skanzen aus könnte man auch eine kurze Fahrt machen, aber es ist schon etwas spät geworden. Das gilt auch für das nahe gelegene Freilichtmuseum des Kysuce-Dorfes.

Wasserfall Sutovska

4.9.2020 Für heute haben wir uns eine der spektakulärsten Wanderungen in dieser Gegend vorgenommen. Wir fahren mit dem Bus bis nach Stefanova zum Hotel Diery. Dort beginnt der Wanderweg entlang des Hlboky potok zunächst in die Schlucht Jánošíkové Diery. Nach einer Weile zweigt der Weg nach Nordosten zum Aufstieg in der Schlucht Nove Diery ab, gespickt mit einigen Klettereinlagen, was viel Spaß macht. Nachdem wir das gemeistert haben, laufen wir den Hangweg oberhalb der Dolne Diery nach Süden und haben mehrerr Ausblicke in die Schlucht. Nach dem Sattel Vrchpodžiar geht es bergab nach Stefanova und von dort mit dem Bus zurück zum Campingplatz.
Da haben wir uns doch ein gutes Abendessen verdient, welches wir in der wunderschön gelegenen Koliba "Panorama" gegenüber der Burgruine Strecno einnehmen.

Album 03 - Mala Fatra

Aufstieg in der Schlucht Nove Diery

5.9.2020 In der Nacht bekommt Tina üble Knieschmerzen als Folge des Sturzes in Orava. Laufen ist kaum möglich. Da aber tolles Bergwetter ist, versuchen wir trotzdem die Seilbahn zum Chleb zu nehmen, um wenigstens die Aussicht zu genießen. Aber, oh Schreck, hier stehen Unmengen Slowaken an der Kasse, die die gleiche Idee wie wir haben. Da kehren wir lieber um, als stundenlang an der Kasse zu stehen. Wir fahren zum Liptovsker Meer, einem großen Stausee der Vah, der leider sehr wenig Wasser hat und essen dort zu Mittag. Aber die Berge der Hohen Tatra sind gut zu sehen. Am Abend entschließen wir uns abzufahren, da das Wetter es in den nächsten Tagen nur noch regnen soll. Wir packen unsere Siebensachen, essen Nudeln und schreiben Tagebuch.

Liptovska Mara - Blick zur Hohen Tatra

6.9.2020 Es regnet, also war es eine gute Entscheidung abzufahren. Wir fahren ins Braunauer Ländchen (Brumovsko), eine idyllische Gegend in Tschechien östlich des Riesengebirges an der Grenze zu Polen. Wir brauchen 6 h für nur 340 km. Der Campingplatz "Bozanov" unter holländischer Herrschaft ist sehr schön angelegt, gepflegt und hat tolle Sanitäranlagen, gefunden über ACSI. Also ein Volltreffer. Nachdem wir uns eingerichtet haben, fahren wir nch Broumov und essen im Restaurant "Baroque - U Trí ruží" zu Abend.

Camping Bozanov

7.9.2020 Wir fahren nach Aderspach und wandern gemeinsam mit sehr vielen Einheimischen durch die beeindruckende Sandstein-"Felsenstadt" (1790 war sogar Goethe hier) und bewundern den hübschen See Pískovna mit seinen großen Fischen. Wir sind sehr überrascht, von dieser tollen Gegend hatten wir noch nie gehört. Etwas Ähnliches hat das Elbsandsteingebirge nicht zu bieten. Danach suchen wir vergeblich nach einer Gaststätte, um unseren Hunger zu stillen. In Police nad Metují kaufen wir schließlich beim Vietnamesen Brötchen, Käse und Wurst und essen im Auto. Zurück auf dem Campingplatz machen wir Augen- und Kniepflege im Wohnwagen und speisen in Mezimesti im "Swejk" sehr lecker zum Abend.

Album 04 - Broumovsko

Felsenstadt Aderspach

8.9.2020 Heute besichtigen wir zunächst das Benediktiner-Kloster Broumov. Die wechselvolle Geschichte dieses großen Klosters reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Ende des 17 Jahrhunderts wurde die Anlage barock umgebaut und so präsentiert sie sich heute in einem recht gut restaurierten Zustand. Beeindruckend fanden wir insbesondere die Bibliothek und die prunkvolle Stiftskirche. An das Kloster schließt sich ein gepflegter Park an. Im unteren Teil picknicken wir und beobachten dabei eine Schulklasse beim Sportunterricht.

Kloster Broumov

Der Tag ist noch lang und so fahren an die Westseite der Braunauer Wände. Von einem Parklatz oberhalb von Slavny laufen wir zum Kamm hoch, an Felsen, die wie Pilze aussehen (Kamenné hriby) vorbei. Dann den Kammweg nach Nordnordwest bis zur Kapelle "Panna Marie Snezna", wo man einen schönen Ausblick auf das Braunauer Ländchen hat.Auf dem Rückweg noch einen Abstecher zu den Skalny divadlo, sehr schön. Zum Abendesssen gibt es heute Steak und Pellkartoffeln aus der Campingküche.

Kamenné hriby

9.9.2020 Da uns die Aderspacher Felsenstadt so beeindruckt hat, wollen wir heute noch einen weiteren Teil der Adršpašsko-teplické skály kennenlernen. Wir fahren nach Teplice nad Metuji (Weckelsdorf). Dort gibt es einen Wanderparkplatz am Eingang zum Gebiet und nach Entrichtung des Eintrittsgelds wandern wir zunächst zunächst durch die Weckelsdorfer Felsenstadt mit einigen Auf- und Abstiegen und dann weiter im idyllischen Tal des Skalny potok zur Aderpacher Felsenstadt, die wir noch einmal durchqueren.

Album 05 - Broumovsko

Holzstege im Sumpfgebiet des Skalny potok

Vor Beginn der Schlucht soll ein großer Wasserfall zu sehen sein, aber der ist heute aus "technischen Gründen" leider außer Betrieb ;-). Der Rückweg führt uns dann am See Pískovna vorbei bis ins Tal des Metuje. Unterwegs finden wir viele Pilze. Im Tal laufen wir zurück zum Bahnhof Aderspach, um dann mit dem Zug zurück zum Ausgangspunkt bei Teplice zu fahren. Eine wirklich schöne Wanderung trotz z.T. vieler Menschen. Die Pilze lassen wir uns zum Abendbrot schmecken, zusammen mit Steaks und Bratkartoffeln.

Wasserfall außer Betrieb ...

10.9.2020 Ein lohnendes Ausflugsziel ist das Schloss Fürstenstein in Polen, welches in den nordwestlichen Ausläufern des Eulengebirges nördlich von Walbrzych auf dem Fürstenberg über der Schlucht der Pelcznica trohnt. Die Besichtigung der großen Schlossanlage und des Schlossparks ist sehr zu empfehlen. Die ursprüngliche Burg wurde ab Ende des 13. Jh. errichtet, später im Renaissancestil und im 17. Jh. im Barock umgebaut. Heute prägt der Neorenaissancestil die äußere Ansicht.

Schloss Fürstenstein

Der Gang durch die vielen historischen Räume und Gänge ist sehr eindrucksvoll und nimmt einige Zeit in Anspruch. Das macht hungrig, also leisten wir uns ein Mittagessen in Schlossrestaurant und verspeisen sehr leckere Entenkeulen mit Rote-Beete und Klößen. Im Anschluss laufen wir durch den großzügigen Park zum nahegelegenen großen Gestüt, welches wir ebenfalls besichtigen. Auf der Rückfahrt stoppen wir noch am botanischen Garten im Norden von Walbrzych, sind aber nicht so sehr beeindruckt.

Album 06 - Schloss Fürstenstein

Spieglein, Spieglein an der Wand ...

11.9.2020 Zwei auffällige Tafelberge prägen das Heuscheuergebirge, welches sich südöstlich der Broumovske steny als nächster Gebirgszug überwiegend auf polnischer Seite anschließt. Dem namensgebenden Großen Heuscheuer, höchste Erhebung mit 919 m üNN, wollen wir heute einen Besuch abstatten. Für Tina eine große Herausforderung, denn das Knie schmerzt nach wie vor. Die Wanderparkplätze auf der Nordseite sind schon überfüllt als wir ankommen, aber wir finden zum Glück an einem Abzweig eines Forstwegs noch einen Platz. Von dort verläuft ein rot markierter Wanderweg entlang der Posna bis nördlich des Ortes Karlow. Hier ist ein Wegkreuz und ein Stein, der wohl dem Ausbau des Wanderweges auf den Heuscheuer gewidmet ist.

Zugang zur Großen Heuscheuer

Es herrscht Einbahnstraßenverkehr, links geht es hoch, rechts kommt man runter. Nun geht es über viele Stufen steil hoch, das letzte Stück dann etwas flacher zunächst bis zur Szczeliniec-Hütte. Trotzdem kein Wochenende ist, herrscht hier Hochbetrieb. Viele Familien (auch mit Kindern, obwohl Schultag) sind unterwegs und rasten. Wir kehren nicht ein, unser Picknick haben wir dabei. Eine tolle Aussicht hat man hier oben, kein Wunder, dass Goethe auch diesen Ort besucht hat. Ihn wird aber vor allem auch die spezifische Geologie sehr interessiert haben.

Blick vom Heuscheuer

Gestärkt laufen wir einen sich schlängelnden spektakulären Weg auf dem stark zerklüfteten Gipfel mit tiefen Schluchten und vielen Aussichten. Tina hält tapfer durch. Schließlich muss dann auch noch der Abstieg gemeistert werden, nun geht es meist über Stufen zu dem schon genannten Wegkreuz zurück, von dem aus wir zum Auto zurück laufen. Diese Wanderung ist wirklich lohnens- und empfehlenswert.
Nachdem wir uns auf dem Campingplatz noch ein wenig ausgeruht haben, fahren wir zum Abendessen nach Mezimesti zum "Swejk" und genießen noch einmal die gute tschechische Küche, tschechisches Bier und tschechischen Wein.

Abstieg

12.9.2020 Tinas lädiertes Knie bestimmt den heutigen Tag. Wandern geht gar nicht, also machen wir eine Autotour durchs Braunauer Ländchen und teilweise auf polnischem Gebiet. Zuerst besichtigen wir in Broumov die sehenswerte,ausschließlich aus Holz erbaute Marienkirche, ausführlich: Die Friedhofskirche der Jungfrau Maria unter den Linden. Dann machen wir einen Abstecher nach Norden zum Höhenzug an der tschechisch-polnischen Grenze, dem Heidelgebirge (Javori Hory), immerhin bis zu 881 m hoch (Ruprechtspitze). In Janovicky gibt es sogar ein kleines Skigebiet.

Allee im Braunauer Ländchen

Weiter geht es über idyllische alte Alleen bis zum Ort Sonov, wo wir auf einem Feldweg zur katolischen Kirche der heiligen Margarete laufen. Es findet gerade eine Hochzeit statt, da wollen wir lieber nicht stören, machen aber wenigstens Fotos aus etwas Entfernung. Zum Mittagesssen fahren wir nochmal auf die polnische Seite und essen gebratene Forelle im Restaurant "Pstrag Klodzki" am Flüsschen Posna (eigene Forellenzucht). Später geht es zurück zum Campingplatz, denn am Nachmittag müssen wir rechtzeitig vor dem möglichen Regen unsere sieben Sachen packen, denn morgen ist leider der Urlaub zu Ende.

Album 07 - Broumovsko

Kirche der Heiligen Margarete bei Sonov

13.9.2020 Heute geht der Urlaub leider zu Ende. Nach einer letzten ruhigen Nacht auf dem Campingplatz in Bozanov heißt es Abschied nehmen von dieser wunderschönen Gegend, die mehr zufällig unser Ziel war und uns so angenehm überrascht hat. Ein letzter Blick noch auf die Gipfel der Broumovske Steny (deutscher Name übrigens Falkengebirge), dann starten wir unsere staufreie Rückfahrt nach Dresden, die auch diesmal über Polen führt. Der Aufenthalt im Broumovsko hat neugierig gemacht auf eine weitere Erkundung der vielen Gebirgszüge der Sudeten, die sich vom Lausitzer Bergland im Westen über das Riesengebirge bis zum Altvatergebirge im Osten hinziehen. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

links Božanovský Špicák (773 m), rechts Koruna (769 m)